GIPFELBLICKE
© Erich Arndt
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Gipfelblicke
auf die Bezirke der DDR
GERA
Geografie:
Der
Wetzstein
ist
ein
Berg
der
Nordabdachung
des
Frankenwaldes
am
Übergang
zum
Thüringer
Schiefergebirge.
Zu
DDR-Zeiten
war
der
Wetzstein
der
höchste
Berg
im
Bezirk
Gera.
Auf
ihm
steht
der
Aussichtsturm
Altvaterturm.
Über
die
Südflanke des Berges verläuft der historische Grenzweg Rennsteig.
Unsere Anfahrts- und Auffahrtsroute:
Von
Altenfeld
geht
es
auf
der
L
14047
den
Bachläufen
der
Oelze
und
Schwarza
entlang
bis
Katzhütte.
Es
folgen
die
Orte
Neuhaus
a.
R.
und
Lichte.
Nach
Piesau
und
Spechtsbrunn
wird
Oberfranken
bis
Steinbach
durchfahren.
Von
dort
folgt
man
den Wegweisern bis zum Wetzstein.
Unsere Abfahrtsroute:
Vom
Gipfelpunkt
folgen
wir
der
Straße
nach
Lehesten.
Dann
geht
es
über
die
Orte
Röttersdorf und Heberndorf nach Wurzbach.
Anstrengung:
Gute
Kondition
und
Ausdauer
sind
erforderlich,
da
bis
zum
Gipfel
etwa
957
Höhenmeter per Rad zu bewältigen sind.
Ausrüstung:
Wander- bzw. Fahrradausrüstung ggf. Wetterschutzkleidung.
Gefahren:
Bei fehlenden Radwegen sind auf den Kreis-, Landes- bzw. Bundesstraßen die
üblichen Gefahren des fließenden Verkehrs gegeben.
Bemerkungen:
Der
Name
des
Berges
Wetzstein
leitet
sich
höchstwahrscheinlich
von
den
Schleifsteinen
ab,
die
hier
zu
finden
sind.
Ein
Hinweis
gibt
auch
der
Ortsname
des
Dorfes
Oßla,
das
sich
am
Bergfuß
befindet:
Der
Name
ist
aus
dem
sorbischen
Wort
Osla
für
Wetzstein
abgeleitet
und
bedeutet
in
der
ursprünglichen
slawischen
Form
Oslow
Ort, wo es Wetzsteine
gibt.
Letzte Aktualisierung: 05.10.2018
im Kontext der Geschichte
Im Reisetagebuch geblättert
(Sonnabend, 29.09.2018)
Der Wetzstein - ein unbekannter Berg mit wechselvoller Geschichte
Die höchsten natürlichen Erhebungen in den ehemaligen Bezirken der DDR
Die
Motivation
am
Wochenende
ist
hoch,
denn
die
letzte
Bergetappe
in
Thüringen
steht
auf
unserem
Tagesprogramm.
Der
793
m
hohe
Wetzstein,
die
höchste
Erhebung
im
ehemaligen
DDR-Bezirk
Gera,
soll
per
Rad
besucht
werden.
Die
Temperatur
ist
in
der
Nacht
auf
–2°C
gesunken.
Wir
sind
dennoch
guten
Mutes,
denn
der
Wetterbericht
hat
einen
sonnigen
Tag
angekündigt.
Nach
einem
reichhaltigen
Frühstück
im
Landhaus
Rennsteigleiter
in
Altenfeld
wird
ab
8:45
Uhr
geradelt.
Brigitte
und
ich
drehen
eine
unbeabsichtigte
Runde
auf
dem
Panoramaweg
des
Ortes
und
fahren
dann
auf
steiler
Piste
durch
den
Wald
zur
Landesstraße
1047
hinab.
Auf
guter
Fahrbahn
geht
es
am
Bachlauf
der
Oelze
entlang,
bis
sich
das
Flüsschen
mit
der
Schwarza
vereinigt.
Der
nächste
Ort,
der
durchfahren
wird,
ist
Katzhütte.
Auf
den
folgenden
14
km
werden
450
Höhenmeter
bewältigt,
bis
die
Kleinstadt
Neuhaus
am
Rennweg
erreicht
ist.
Erinnerungen
an
den
14.
GutsMuths-Rennsteiglauf,
der
hier
in
Neuhaus
für
das
45-km-Rennen
gestartet
wurde,
werden
wach:
Damals,
im
Jahr
1986,
reihte
ich
mich
in
eine
Schar
von
7.998
Laufenthusiasten
ein.
Es
gab
an
jenem
24.
Mai
beim
Lauf
über
die
Höhen
des
Thüringer
Waldes
viel
Regen
und
wenig
Sonnenschein.
Nach
4:39:52
Stunden
begrüßte
mich
Brigitte
im
Zielort
Schmiedefeld.
Nach
25
km
ist
der
Ort
Lichte
erreicht.
Bemerkenswert
ist
das
Wahrzeichen
der
Gemeinde,
ein
Eisenbahn-Viadukt,
das
die
Bundesstraße
281
mit
10
Gewölbebögen
überspannt.
Bis
zur
Bayerischen
Grenze
werden
in
den
folgenden
15
km
die
Orte
Piesau
und
Spechtsbrunn
durchfahren.
Genau
um
12:00
Uhr
ist
das
bayerische
Oberfranken
erreicht.
Ab
hier
geht
es
auf
guter
Fahrbahn
neben
der
Frankenwaldhochstraße
dem
Rennsteig
entlang
bis
Steinbach.
Nachdem
der
bayerische
Regierungsbezirk
wieder
verlassen
ist,
gibt
es
Orientierungsprobleme,
denn
viele
Wege
führen
auf
den
Wetzstein
hinauf.
Wir
entscheiden
uns
für
einen
Waldweg
und
radeln
somit
etwas
um
den
Gipfel
herum.
Gegen
13:15
Uhr,
nach
einem
moderaten
Schlussanstieg
ist
das
geografische
Tagesziel
erreicht.
58
km
stecken
in
den
Beinen.
Da
die
sächsischen
Radler
genügend
Zeit
„
im
Gepäck
“
haben,
wird
alles
genau
angesehen.
Vor
der
Wende
war
das
für
uns
nicht
möglich,
denn
während
des
Kalten
Krieges
lag
der
Berg
erst
im
Grenzbereich
zwischen
der
Sowjetzone
und
der
amerikanischen
Besatzungszone
und
von
1961
bis
1990
im
Sperrgebiet
der
innerdeutschen
Grenze.
Die
funktechnische
Kompanie
515
der
Nationale
Volksarmee
hatte
den
Gipfel
mit
Luftüberwachungs-
und
Abhöranlagen
besetzt.
Wie
auf
anderen
Bergen
auch
gibt
es
auf
dem
Wetzstein
eine
wechselreiche
Turmgeschichte,
über
die
kurz
berichtet
werden
soll:
Der
erste
Wetzsteinturm
bestand
aus
Eisen,
hatte
eine
Feuerschale
auf
seiner
Kuppe
und
wurde
im
Jahr
1902
durch
einen
neuen,
21,80
m
hohen
Aussichtsturm
aus
Stein
ersetzt.
Nach
der
Einweihung
des
Turmes
wurde
das
Bauwerk,
dessen
Namensvetter
Bismark
hieß,
für
Besucher
geöffnet.
Wer
wollte,
konnten
sich
gegen
1
Mark
Pfand
den
Turmschlüssel
ausleihen.
Der
Eintrittspreis
betrug
20
Pfennige.
Nach
1945
änderte
sich
die
Situation:
Der
Turm
lag
nunmehr
im
Grenzgebiet.
Der
Verfall
nahm
seinen
Lauf.
Der
Bismarkturm
wurde
am
27.06.1979
von
einem
Sprengtrupp
der
NVA
dem
Erdboden
gleichgemacht.
An
seiner
Stelle
errichteten
die
NVA
und
die
Genossen
von
„
Horch
und
Guck“
eine
Radaranlage
und
eine
Abhörstation.
Erst
nach
dem
03.10.1990
erfolgte
ein
Rückbau
der
MfS-Installation
und
der
Radaranlagen.
Vierzehn
Jahre
gingen
ins
Land,
dann
stand
ein
wahrhaft
märchenhaft
anmutender
neuer
Turm,
der
„
Altvaterturm
“,
auf
dem
Wetzstein.
Der
Aussichtsturm
wurde
2004
eingeweiht.
Das
markante
Bauwerk
ist
ein
Nachbau
des
1959
zerstörten
Altvaterturms
im
Altvatergebirge
in
Mähren,
einem
historischen
Gebiet
im
heutigen
Tschechien.
Der
ehemalige
Turm
stand dort auf dem Praded
(Altvaterberg).
Brigitte
und
ich
zahlen
ein
Obolus
von
je
3
€
und
steigen
hinauf
bis
zur
Aussichtsplattform
des
35,80
m
hohen
Turmes.
Der
Rundblick
über
die
waldbedeckten
Berge
des
Thüringer
Schiefergebirges
und
des
Frankenwaldes
ist
grandios.
Angeblich
soll
man
an
Tagen
mit
besonderer
Fernsicht
sogar
das
Völkerschlacht-Denkmal
in
Leipzig
sehen.
Mein
(getrübtes)
Adlerauge
sieht
jedoch
kein
fernes
Denkmal!
Die diversen Informationstafeln, Inhalte der Ausstellungsvitrinen und
Bilder
im
Turminneren
werden
auf
dem
Rückweg
studiert.
Der
Standort
des
Turmes
im
südöstlichen
Thüringer
Wald
wurde
gewählt,
weil
er
der
bewaldeten
und
bergigen
Umgebung
des
Altvatergebirges
ähnelt.
Er
soll
an
die
verloren
gegangene
Heimat
der
Vertriebenen
erinnern.
In
der
Kapelle
im
Untergeschoss
sind
Ortsgedenktafeln
für
Städte
und
Gemeinden
angebracht,
aus
denen
Sudetendeutsche
1945/46
vertrieben
wurden.
Im
Erdgeschoss
befindet
sich
eine
Gaststätte,
die
mit
farbigen
Holzwappen
ausgeschmückt
ist.
In
den
Obergeschossen
werden
einzelne
Räume
für
Ausstellungen
zu
den
ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten genutzt.
Nach
der
Turmbesteigung
spazieren
Brigitte
und
ich
etwa
400
m
über
das
Plateau,
kommen
an
der
Wetzsteinhütte
vorbei,
und
gelangen
zum
„
echten
“
Berggipfel.
Der
Hügel
ist
unspektakulär
im
Aussehen
und
besitzt
kein
markantes
Zeichen.
Lediglich
einige
Betonelemente aus NVA-Zeiten sind dort abgestellt.
Um
15:00
Uhr
starten
wir
zum
letzten
Abschnitt
der
Tour.
Über
Lehesten,
Röttersdorf
und
Heberndorf
geht
es
kraftsparend,
meist
bergab,
nach
Wurzbach.
Da
es
im
Ort
keinen
Supermarkt
gibt,
wird
der
Hunger
in
einem
Döner-
und
Kebabbistro
gestillt.
Im
Aparthotel
am
Rennsteig
lassen
die
Radler
dann,
nach
einer
Tagesetappe
von
71
km, für den Rest des Sonnabends die Beine und die Seele baumeln.